Lesung mit Spielszenen

Geschichten von Armut und Ausgrenzung

 "Seht her, wenn ihr nicht spurt, so wie es das Kapital, der Arbeitsmarkt und wir dies wollen, dann droht euch Armut und Ausgrenzung, Erniedrigung und Stigamtisierung."

 Katja Kipping, Vorsitzende der Partei  Die Linke in ihrem Vorwort für das Buch "HEART´S FEAR / HARTZ IV" - Geschichten von Armut und Ausgrenzung von Bettina Kenter-Götte

 

Bettina Kenter-Götte ist 1951 geboren und in einer Theaterfamilie aufgewachsen. Ihr Schauspieldebüt gab sie 1970.

"Als Singlemutter diskriminiert und von Behörden drangsaliert, als Schauspielerin honoriert, als Autorin prämiert, vom Jobcenter sanktioniert." So stellte Kenter-Götte sich dem Publikum in der Citykirche auf dem Abteiberg im Herzen von Mönchengladbach vor.

Buch Cover Hearts Fear von Bettina Kenter GtteIhre Performance ist beeindruckend. Sie stellt ihre Erfahrung mit der ARGE (Vorgänger des Jobcenters) anhand nachgestellter Telefonate und Szenen dar.

Das Deutschland ein Land nicht nur der Dichter und Denker ist, sondern auch der Technokraten macht sie in einer Szene deutlich. Ihre letzte Antragstellung bei der "Versorgungsbehörde" umfasste stattliche 67(!) Seiten mit Anlagen. Nicht Leichen pflastern ihren Weg, sondern Formulare und noch mehr Formulare. Eines nach dem anderen ließ Kenter-Götte auf den steinharten Boden der Wirklichkeit, der Citykirche flattern.

Ein Höhepunkt ihrer Aufführung ist die Kunstfigur Frau Liba. Eine lieblich wirkende ältere Frau mit Kittel, Kopftuch, Staubtuch und Dialekt. Die Szene erinnert an Fernand Joseph Désiré Constandin. Sie kennen ihn, den Fernandel - als Don Camillo. Ja den, der im Zwiegespäch mit seinem "himmlischen Boß" manches Ärgernis bespricht. Genau wie Frau Liba:

Brauch´ma net Hartz, brauch´ma mehr Herz!"

Hearts Fear Citykirche Mönchengladbach 29-1-2019 Fotograf Karl-W Götte lizenzfrei

Anschließend wurde das Publikum einbezogen. Bettina Kenter-Götte stand für "Zwiegespäche" bereit. Erfahrungen wurden geteilt. Der Wortbeitrag einer Besucherin sollte nach Gott führen, um mit der Gewissheit "göttlichen Segens" den Umständen zu trotzen! Bettina beendete ihre Stippvisite in Mönchengladbach mit den Worten:

 

"Man kann mit Buddhismus, mit Spiritualität Hartz IV begegnen - dann aber ist Hartz IV diabolisch!"

Zuschauerbeitrag Hearts Fear Mnchengladbach 29 1 19 Fotograf Karl W. Gtte lizenzfrei bea

Jedem der nicht um die Auswirkungen eines Arbeitslosengeld II-Status weiß, sei empfohlen sich diese Performance anzuschauen. Bettina Kenter-Götte tritt im ganzen Bundesgebiet auf. Hier in Nordrhein-Westfalen am 29. April in Dortmund und am 30. April in Gelsenkirchen. Alle Auftrittstermine finden Sie auf der Internetseite des Verlages → Neuer Weg

Bettina Kenter-Götte berichtet auf → Logo YouTube (Länge: 9min)

Collagen von John Barrawasser

Ausstellungsverlängerung bis zum 2. März 2019

Ausstellungseroeffnung Foto Christa KobsPassend zum Thema "Hartz IV" wurde vor Bettina Kenter-Göttes Aufführung die Ausstellung "Collagen" von dem Künstler John Barrawasser eröffnet. Auf acht Bildern in Form von Collagen pointiert der Künstler die oftmalige Absurdität von Armut im dritten Jahrtausend in Deutschland!

Hier geht es zu seinen Collagen

Anspache von John Barrawasser zur Eröffnung der HartzIV-Ausstellung:

John Barawasser - Foto Christa Kobs Ich bin gebeten worden, auch ein paar Worte zur Einführung zu sagen und das will ich gerne tun. Dabei möchte ich aber auf keinen Fall meine Collagen zum Thema HartzIV erklären. Ich würde meine eigenen Werke ja schlecht machen, wenn ich sie erst erklären müsste, und ich bin mir sicher, dass Sie / dass Ihr solche Erläuerungen auch gar nicht braucht.

Statt dessen möchte ich noch etwas beitragen, das auf einer Musik-CD als Bonus-Track bezeichnet wird – eine kleine Zugabe, ein neuntes Beispiel zu den acht, die dort schon an der Wand hängen.

Der HartzIV-Regelsatz, betrug für einen alleinstehenden Erwachsenen im letzten Jahr, als die Arbeiten entstanden, 416,oo Euro monatlich. Warum genau 416,oo Euro? Der Betrag setzt sich zusammen aus insgesamt 308 verschiedenen Einzelpositionen, die als „notwendig zur Existenzsicherung“ angesehen werden – quasi von A wie Anorak bis Z wie Zahnpasta. Sie wurden aus dem durchschnittlichen Verbrauch der untersten 15% der Einpersonenhaushalte ermittelt und ganz einfach addiert.

Und dabei hatte man ermittelt, dass durchschnittlich 9,9o Euro im Monat ausgegeben werden für alkoholische Getränke. Allerdings entfielen davon 11,9 % auf hochprozentige Alkoholika, also auf Spirituosen. Wenn man davon ausgeht – und davon gingen die HartzIV-Macher aus – dass Getränke der Versorgung des Körpers mit Flüssigkeit dienen, dann sind Spirituosen allerdings fragwürdig. Nicht weil sie besoffen machen, sondern weil viel Alkohol in wenig Wasser – das ist das Geheimnis des Schnapses – für die Flüssigkeitsversorgung nicht optimal geeignet sind. Also wurden von den ursprünglichen 9,90 Euro nun diese 11,9% abgezogen. Es verblieben 8,72 Euro.

Ich möchte Sie zwischendurch darauf hinweisen, dass das hier kein Kabarett ist. Sie könnten das vermuten, aber es steht so nahezu wörtlich in dem 135 Seiten starken Gesetzentwurf zur Berechnung der Regelsätze, den der Bundestag 2016 verabschiedet hat – auf Seite 36, falls Sie es drüben in dem roten Ordner nachsehen möchten.

Die Rechnerei geht nämlich noch weiter: Es bleiben also Getränke mit geringerem Alkoholgehalt übrig – Eingang mit Ausstellungsbanner CitykircheBier und Wein z.B. – im Wert von 8,72 Euro. Im nächsten Schritt der Ermittlung wurde errechnet, dass niedrigprozentige Alkoholika im Schnitt 2,4mal so teuer sind wie Mineralwasser. Wenn nun die Flüssigkeitsmenge der angesetzten niedrigprozentigen Getränke durch Mineralwasser ersetzt würde, kostete das nicht 8,72 Euro, sondern nur 3,64 Euro. Die Schlussfolgerung: Wer unbedingt Bier trinken möchte, darf das tun, bekommt dafür aber nur 3,64 Euro im Regelsatz angerechnet, eben den Wasserpreis.

Ich sage es noch einmal: Das ist kein Kabarett, das ist das Ergebnis der Arbeit von Bundesbeamten. Erlauben Sie mir dazu eine persönliche Bemerkung: Da könnte einem jetzt die Idee kommen, den gesamten Flüssigkeitbedarf des Monats aus der Wasserleitung zu trinken und das damit gesparte Geld in Schnaps zu investieren....

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Dank an den Rosa Luxemburg Club und an das Bündnis für Menschenwürde und Arbeit als Veranstalter und Dank an die Citykirche für die Unterstützung und Förderung. Dank an Leo für die Technik.

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